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A man in a blue jacket with a backdrop of mountains
June 17, 2021

Ist etwas, das nachhaltig produziert wurde und zwei Jahre hält, besser oder schlechter als etwas, das nicht nachhaltig produziert wurde, aber acht Jahre hält? Das ist nur eine der Fragen, die sich Christian de Jong Tag für Tag stellt. Wir haben beim Manager Innovation & Sustainability des niederländischen Unternehmens Bever durchgeklingelt und wollten herausfinden, wie er die Outdoor-Marke – unser Wavemaker des Monats – in eine nachhaltigere Zukunft führt. Und natürlich, ob er die Antwort auf diese Frage schon gefunden hat.

Ist etwas, das nachhaltig produziert wurde und zwei Jahre hält, besser oder schlechter als etwas, das nicht nachhaltig produziert wurde, aber acht Jahre hält?

  • Christian de Jong, Manager Innovation & Sustainability Bever

Smiling man sitting in the opening of a van

„Bever möchte Menschen bei ihren Outdoor-Abenteuern unterstützen. Logischerweise müssen wir daher auch dafür sorgen, dass die Natur ein Ort zum Genießen bleibt. Der Umweltaspekt von Nachhaltigkeit hängt nämlich direkt mit unserer Business-DNA zusammen – viele unserer Mitarbeiter möchten von Herzen das Richtige tun.

Aus diesem Grund haben wir diesen Wunsch im letzten Jahr in eine Nachhaltigkeitsstrategie verwandelt. Wir möchten erreichen, dass Nachhaltigkeit bei jeder Entscheidung eine Rolle spielt. Bei all unseren Planungen setzen wir immer einen Haken hinter ‚Budget‘ und einen hinter ‚Machbarkeit‘. Ich möchte, dass jeder auch ‚Nachhaltigkeit‘ auf diese Checkliste setzt. Tatsächlich passiert das auch schon immer öfter.“

„Es scheint oft so, als wären Budget und Nachhaltigkeit nicht miteinander zu vereinbaren. Und obwohl wir natürlich möchten, dass Nachhaltigkeit in Zukunft die Norm darstellt, ist es momentan noch ein Faktor, mit dem wir uns vom Markt abheben und unsere Marke stärker machen können. Darin lohnt es sich zu investieren, selbst wenn der finanzielle Gewinn dieser Investition auf den ersten Blick nicht immer gleich erkennbar ist.“

„Wir sind fest davon überzeugt, das Richtige zu tun. Und das funktioniert, auch wenn die Zahlen dem nicht hundertprozentig zustimmen würden. Wenn der finanzielle Aspekt auf kurze Sicht perfekt sein soll, sind viele nachhaltige Initiativen wahrscheinlich wirklich eine Herausforderung. Langfristig sieht die finanzielle Komponente aber oft ziemlich gut aus, wie ich finde. Das nur vorher zu beweisen, kann schwierig sein.

Wir haben vor zwei Jahren zum Beispiel damit angefangen, ausrangierte Kleidung im großen Stil zu sammeln. Von einem finanziellen Standpunkt aus hat das nichts anderes als Extrakosten verursacht. Und wir wussten nicht einmal, wohin uns diese Reise bringen würde. Trotzdem waren wir davon überzeugt, dass das ein richtiger Schritt war: unseren Kunden zu ermöglichen, ihre ausrangierte Kleidung zu uns zu bringen, damit wir sie so gut wie möglich umfunktionieren konnten.

Vor zwei Monaten haben wir eine aus dieser Sammlung recycelte Bekleidungskollektion auf den Markt gebracht, die wir in den nächsten Jahren noch erweitern werden. Das war nur möglich, weil wir uns am Anfang überhaupt erst dazu entschlossen haben, die Kleidungsstücke zu sammeln.“

„Ungefähr 70 % unserer Herbst/Winter-Bekleidungskollektion erhalten unser neues Label ‚Our Planet‘. Das heißt, dass diese Marken eine von ca. 20 international anerkannten nachhaltigen Kennzeichnungen einhalten. Und die anderen 30 %? Wir verkaufen natürlich keine schlechten Produkte, das ist klar. Diese Kleidungsstücke sind also immer noch robust. Das ist aber eine Eigenschaft, die man nur schwer kennzeichnen kann.

Interessanterweise ist das auch eine der großen Fragen, die wir uns selbst immer wieder stellen: Ist Robustheit im Grunde genommen die wahre Nachhaltigkeit? Wenn man weniger produziert, ist das auch ein Weg in eine nachhaltigere Welt. Viele Funktionsmaterialien lassen sich auch nur sehr schwer voll und ganz nachhaltig herstellen. Ist etwas, das nachhaltig produziert wurde und zwei Jahre hält, besser oder schlechter als etwas, das nicht nachhaltig produziert wurde, aber acht Jahre hält?

Dafür habe ich keine klare Antwort. Studien zeigen tatsächlich, dass Robustheit über Nachhaltigkeit steht.

Wir wissen aber auch, dass sich ein robustes Funktionsprodukt nur schwer recyceln oder upcyceln lässt, wenn es mit ihm einmal zu Ende geht. Und Textilmüll stellt ein großes Problem dar.“

Three people walking on a hill
"Studien zeigen tatsächlich, dass Robustheit über Nachhaltigkeit steht.Wir wissen aber auch, dass sich ein robustes Funktionsprodukt nur schwer recyceln oder upcyceln lässt, wenn es mit ihm einmal zu Ende geht. Und Textilmüll stellt ein großes Problem dar.“

Wie viele dieser Überlegungen, die ihr zum Thema Nachhaltigkeit anstellt, gebt ihr euren Kunden preis? „Wenn es um Nachhaltigkeit im Allgemeinen geht, halten wir uns mit unseren Storys ein wenig zurück. Wir sind sehr vorsichtig und kommunizieren Dinge nur bewusst – denn wenn wir etwas erzählen, möchten wir auch die ganze, ehrliche Geschichte auf den Tisch legen. Wir achten sehr darauf, dass unser Nachhaltigkeitsgedanke nicht für eine Marketingstrategie gehalten wird. Wir möchten, dass er als das gesehen wird, was er ist: ein Teil unserer DNA.

Wenn man etwas preisgibt, führt das zu kritischen Fragen. Fragen, die auch gestellt werden sollten, denn dadurch bleiben wir immer am Ball. Doch da das Thema so komplex ist, muss die Kommunikation oft einfach sein. Und da kann vieles schieflaufen – Unternehmen wird Greenwashing nachgesagt, weil sie versuchen, eine komplizierte Geschichte zu vereinfachen.“

Bever ist vor Kurzem auf die Dopper Wave aufgesprungen und hat die Pledge gegen Einwegwasserflaschen unterschrieben. Wie sieht dieses Versprechen in der Praxis aus? „Wiederverwendbare Wasserflaschen gehören zu unserem Produktportfolio und deshalb nutzen unsere Teammitglieder sie auch im Alltag ganz selbstverständlich. Wir mussten unser Verhalten also nicht groß ändern, um Einwegwasserflaschen offiziell von unserem Gelände zu verbannen.

Das Großartige an der Dopper Wave ist, dass es nicht nur um unser Verhalten geht, sondern auch um einen stärkeren Impact. Wenn wir unterstreichen, dass wir voll und ganz hinter der Idee stehen, halten wir uns selbst daran und lenken gleichzeitig die Aufmerksamkeit darauf, indem wir unseren Kunden davon erzählen.

Natürlich hilft im Kampf gegen die Verschmutzung durch Plastik nicht einzig und allein, Wasserflaschen aus Einwegplastik zu verbannen. Mit einem Produkt, das man ganz einfach wiederverwenden kann, gibt es aber so eine gute Alternative, dass ich das Verbreiten dieser Botschaft voll und ganz unterstütze.“

Was unternimmt Bever außerdem im Kampf gegen die Verschmutzung durch Plastik? „Für die Verpackungen unseres Webshops verwenden wir Füllmaterial aus Einwegplastik, das ich durch eine bessere Alternative ersetzen möchte. Wir sprechen auch bereits mit unseren Zulieferern darüber, nicht jedes einzelne Produkt in Plastik zu verpacken. Dabei sei gesagt, dass wir selbst momentan noch Plastiktüten für Kunden verwenden. Wir haben irgendwann einmal eine große Menge für mehrere Jahre bestellt. Was wir damals für eine gute Idee hielten, hat sich jetzt gewandelt: Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem Plastiktaschen für uns keine Option mehr sind. Von ihnen möchten wir also auch weg.“

Kleidung macht einen großen Teil eurer Kollektion aus. Wie passen Mikroplastik und euer Engagement in Sachen Nachhaltigkeit zusammen? „Wir nehmen nicht alle Kleidungsstücke aus der Kollektion, weil sie irgendeine Art von Plastik enthalten, und zwar aus einem einfachen Grund: Sie sind sehr effektiv und nützlich für viele verschiedene Outdoor-Aktivitäten. Fleece zum Beispiel: Fleece besteht aus Polyester, weshalb Mikroplastik beim Waschen auch ins Wasser gelangen kann. Gleichzeitig ist es aber enorm robust und bietet genau das, was unsere Kunden brauchen. Anstatt diese Kleidungsstücke also aus unseren Stores zu werfen, verkaufen wir unseren Kunden den Guppyfriend Waschbeutel und machen sie darauf aufmerksam, dass das Wasser durch ihn nicht verschmutzt wird.“

Welche Rolle spielt Bever dabei, die gesamte Outdoor-Branche nachhaltiger zu machen? „Unser direkter Impact ist klein, unser Einfluss auf die gesamte Kette kann aber groß sein. Unser eigener CO₂-Fußabdruck als Einzelhändler beträgt weniger als 5 % des gesamten Fußabdrucks der Kette – von den Rohstoffen bis hin zum Endverbraucher. Der Großteil der Emissionen entsteht bei der Produktion, also bei der Beschaffung der Rohstoffe und der Herstellung.

Wir fragen uns daher natürlich: Sollten wir unseren eigenen Betrieb nachhaltiger gestalten oder uns darauf konzentrieren, Nachhaltigkeit in der gesamten Kette zu verbessern? Sollten wir investieren und in unseren Stores zu LED-Beleuchtung wechseln oder wäre es effektiver, bestimmte Marken aus unseren Shops zu nehmen?

Einfach ausgedrückt: Veränderungen in der gesamten Kette haben einen größeren Impact, als wenn wir als Marke nachhaltiger operieren. In der Realität ist es natürlich eine Kombination von beidem. Wir arbeiten nachhaltiger, bieten unseren Kunden ein nachhaltiges, robustes Produkt an und helfen ihnen dabei, den Lebenszyklus dieses Produkts durch Instandhaltung und Reparaturen zu verlängern. Außerdem arbeiten wir bewusst mit nachhaltigen Marken zusammen und bringen so Hersteller dazu, in Nachhaltigkeit zu investieren.“

Unsere mission