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Das 
EU-Einwegplastik-Verbot: 
Fakten, 
unsere 
Meinung 
dazu 
und 
was 
du 
tun 
kannst

June 21, 2021

Im März 2019 stimmte das Europäische Parlament für die Richtlinie (EU) 2019/904. Warum wir heute über eine Abstimmung sprechen, die vor zwei Jahren zu einem scheinbar langweiligen Gesetzesentwurf gemacht wurde? Weil die EU mit dieser Richtlinie und jeder Menge Maßnahmen die Verschmutzung durch Plastik bekämpfen will. Dazu zählt auch ein Verbot von bestimmten Gegenständen aus Einwegplastik.

Danke dir, EU.

Die Sache hat nur einen Haken: Wenn man die Verpflichtungen (inklusive dieser EU-Richtlinie) aller Regierungen und Branchen weltweit zusammennimmt, wird die Menge an Plastikmüll, die in unsere Ozeane gelangt, um gerade einmal 7 % reduziert.

Für die Rettung unserer Ozeane sind 7 % zu wenig. Deshalb fordern wir die EU dazu auf, noch einen Schritt weiterzugehen und auch Wasserflaschen aus Einwegplastik zu verbieten. Willst du uns dabei helfen?

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Wo liegt eigentlich das Problem?

Schätzungsweise wird jede Minute eine ganze Lastwagenladung an Plastikmüll in unsere Ozeane geschüttet. In genau dieser Minute werden weltweit eine Million Einweg-Plastikflaschen gekauft. Und so kommt es, dass Getränkebehälter – dazu gehören auch Wasserflaschen aus Einwegplastik – zu den zehn Plastikgegenständen zählen, die am häufigsten als Müll an europäischen Stränden gefunden werden.

In anderen Worten: Wir haben ein Problem.

Die Richtlinie (EU) 2019/904 im Überblick

Glücklicherweise sieht das die EU genauso. Deshalb haben sie auch diese Richtlinie ausgearbeitet: Ein Plan, um die Top 10 Plastikgegenstände aka Plastikmüll aus der Welt zu schaffen. Sie legt den Fokus auf diese Artikel, weil sie 43 % des gesamten Plastikmülls ausmachen, der unsere Ozeane verschmutzt. Laut einem Bericht der Europäischen Kommission geht es um die folgenden Produkte:

Die Top 10 Produkte aus Einwegplastik an europäischen Stränden:

  1. Trinkflaschen, Becher und Deckel
  2. Zigarettenfilter
  3. Wattestäbchen
  4. Chipstüten/Kunststoffverpackung von Süßigkeiten
  5. Hygieneprodukte
  6. Plastiktüten
  7. Besteck, Strohhalme und Rührstäbchen
  8. Trinkbecher und Becherdeckel
  9. Luftballons und Luftballonstäbe
  10. Lebensmittelbehälter inklusive Fast-Food-Verpackungen

Die Richtlinie im Detail

Da man die Verschmutzung durch Plastik nicht einfach mal schnell aus der Welt schafft, hat die EU diese Richtlinie in sechs Teilziele unterteilt. Diese sind (einmal tief durchatmen): Marktbeschränkungen, Verbrauchsminderung, getrennte Sammlung und Designanforderungen für Plastikflaschen, Kennzeichnungsvorschriften, erweiterte Herstellerverantwortung und Sensibilisierungsmaßnahmen.

Wie all das in der Praxis aussieht (mal abgesehen davon, dass das für die Rettung unsere Ozeane bei Weitem nicht ausreicht)? Wir sind tiefer in die Materie eingetaucht und haben dir auch gleich unsere Meinung als kleines Extra dazugepackt.

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Verbot von Produkten aus Einwegplastik

Teilziel 1: Marktbeschränkungen

Die Fakten

Ab dem 3. Juli 2021 sind die folgenden Produkte in EU-Mitgliedsstaaten verboten:

  • Besteck aus Einwegplastik (Gabeln, Messer, Löffel und Essstäbchen)
  • Teller aus Einwegplastik
  • Plastik-Strohhalme
  • Wattestäbchen aus Plastik
  • Luftballonstäbe aus Plastik
  • Oxo-abbaubares Plastik, Lebensmittelbehälter und Becher aus expandiertem Polystyrol

Unsere Meinung

Dir ist vielleicht aufgefallen, dass Wasserflaschen aus Einwegplastik nicht auf dieser Liste stehen. Gehören sie zu den Top 10 Produkten, die unsere Strände verschmutzen? Jap. Fallen sie unter das Plastikverbot? Nope. Die EU sagt, dass sie Artikel aus Einwegplastik, für die es „leicht erhältliche und erschwingliche nachhaltige Alternativen“ gibt, verbietet.

Hach ja, wenn es in der EU doch nur eine leicht erhältliche und erschwingliche nachhaltige Alternative zu Wasserflaschen aus Einwegplastik gäbe – dann könnten sie diese auch verbieten … Moment mal … gibt es da nicht sowas wie Leitungswasser?

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Weniger verbrauchen

Teilziel 2: Verbrauchsminderung

Die Fakten

Bestimmte Produkte aus Einwegplastik, für die es bis jetzt (laut EU) keine gute Alternative gibt, müssen von den EU-Ländern beobachtet werden. Sie müssen herausfinden, wie viele dieser Gegenstände verwendet werden und sich dann überlegen, wie man diesen Konsum reduzieren kann. Das Ganze müssen sie wiederum an die EU berichten und bis 2026 eine „ambitionierte“ Reduzierung auf den Weg bringen.

Unsere Meinung

Die Uhr für unsere Ozeane tickt, laut. Deshalb würden wir diese Reduzierung gern schon vor 2026 sehen. Um dieses Ziel zu erreichen, fordern wir die EU-Länder dazu auf, Changemaker als Unterstützung mit ins Boot zu holen. Experten und soziale Unternehmer können diese Ambition mit ihrer Kreativität, ihrem Netzwerk und vielleicht sogar ihrer Erfahrung in die Realität umsetzen.

Mehr recyceln

Teilziel 3: getrennte Sammlung und Designanforderungen für Plastikflaschen

Die Fakten

Bis 2029 müssen EU-Mitgliedsstaaten 90 % aller Plastikflaschen für Recyclingzwecke sammeln und bis 2030 müssen Flaschen aus Einwegplastik zu 30 % aus recyceltem Kunststoff bestehen. Um das erste Ziel zu erreichen, führen die Niederlande ein Pfandsystem für kleine Flaschen aus Einwegplastik ein (dazu gibt es auch einen Blogartikel von uns, falls du ihn verpasst hast).

Unsere Meinung

In der EU sind Wasserflaschen aus Einwegplastik schlicht und ergreifend nicht notwendig. Anstatt Recyclingziele zu setzen, könnte einer der größten Umweltverschmutzer der europäischen Küste einfach komplett eliminiert werden.

Außerdem ist recyceltes Plastik nicht automatisch die Rettung. Im Gegensatz zu Glas oder Aluminium kann Plastik nicht unendlich und ohne Qualitätsverlust recycelt werden. Stattdessen müssen Unternehmen neues (jungfräuliches) Plastik mit recyceltem Plastik mischen, um starke Fasern zu kreieren. Und das bringt immer noch eine unnötige Belastung für die Umwelt mit sich.

Punch

7 % reichen einfach nicht aus. Unternimm etwas, jetzt.

Konsumenten informieren

Teilziel 4: Kennzeichnungsvorschriften

Die Fakten

Hygieneartikel, Feuchttücher, Tabakprodukte mit Filter und Trinkbecher müssen auf der Packung oder dem Produkt selbst mit einem sichtbaren und klar lesbaren Label versehen werden, das sich nicht lösen kann. Was darauf stehen soll? Die folgenden Infos:

  • Wie man das Produkt richtig entsorgt.
  • Ob und wie viel Plastik im Produkt enthalten ist.
  • Die negativen Folgen für die Umwelt durch Vermüllung.

Unsere Meinung

Das Ziel sollte zuallererst darin liegen, Konsumenten dabei zu helfen, weniger zu verbrauchen und Gegenstände wiederzuverwenden. Wenn das (noch) keine Option darstellt, ist es tatsächlich ein wichtiger Schritt in Richtung Wandel, Konsumenten über die Auswirkungen von Produkten zu informieren.

Wer verschmutzt, zahlt

Teilziel 5: erweiterte Herstellerverantwortung

Die Fakten

Mit der Richtlinie zwingt die EU Hersteller dazu, mehr Verantwortung für ihre Produkte zu übernehmen, nachdem sie die Fabrik verlassen haben. Wenn eine Firma einen Schokoriegel mit Plastikverpackung herstellt, die schlussendlich in der Umwelt landet, ist das zum Teil auch ihre Schuld.

Hersteller müssen folgende Kosten tragen: 

  • Abfall- und Reinigungsmanagement.
  • Datenerhebung.
  • Außerdem müssen sie über die folgenden Produkte aufklären: Lebensmittel- und Getränkebehälter, Flaschen, Becher, Verpackungen, dünne, leichte Tüten und Tabakprodukte mit Filter. 

Für Feuchttücher und Ballons gelten dieselben Verpflichtungen mit Ausnahme der Kosten für das Abfallmanagement. 

Unsere Meinung

Ein logischer Schritt in die richtige Richtung, wenn ihr uns fragt. Wenn man Teil des Problems ist, muss man auch Verantwortung übernehmen und Teil der Lösung sein.


Fischereiausrüstung

Fischereiausrüstung? Fischnetze sind doch bestimmt keine Einwegprodukte – einmal verwenden und dann einfach ins Meer werfen? Nicht ganz. Trotzdem machen Fischereiprodukte 27 % des gesamten Mülls an europäischen Stränden aus. Pfui.

Damit sich weniger Fische, Krebse, Schildkröten, Seevögel und Wale in Netzen und Schnüren verfangen, müssen EU-Länder Folgendes tun: 

  • Sicherstellen, dass es innerhalb der erweiterten Herstellerverantwortung Regulierungen für existierende Fischereiausrüstung mit Plastik gibt.
  • Fischereiausrüstung beobachten und bewerten, mit dem Ziel, EU-weite Sammel-Zielvorgaben zu etablieren. 

Zum Wandel ermutigen

Teilziel 6: Sensibilisierungsmaßnahmen

Die Fakten

Auch wenn Hersteller beim Versuch der EU, Müll aus Einwegplastik zu reduzieren, mehr zur Verantwortung gezogen werden, müssen auch Konsumenten weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Dabei zwingt die Richtlinie EU-Länder zu Folgendem:

  • Verantwortungsvolles Konsumentenverhalten fördern.
  • Konsumenten auf wiederverwendbare Alternativen aufmerksam machen.
  • Konsumenten über die Auswirkungen aufklären, die eine unangemessene Entsorgung von Produkten aus Einwegplastik auf das Abwassersystem hat. 

Unsere Meinung

Schon seit 2009 lenken wir die Aufmerksamkeit auf die Umweltverschmutzung durch Einwegplastik. Willkommen im Club, EU.

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7 % reichen für die Rettung unserer Ozeane einfach nicht aus.

Unternimm etwas, jetzt

So, das wär’s. Das EU-Verbot von Produkten aus Einwegplastik und die Richtlinie (EU) 2019/904 im (großen) Überblick. Fazit? Ja, die Richtlinie ist ein großartiger erster Schritt in die richtige Richtung im Kampf gegen die Verschmutzung durch Plastik. Reicht sie aus, um unsere Ozeane zu retten? Nein.

Die derzeitigen Verpflichtungen von Regierungen und Branchen sind schlicht zu wenig. Zeige der EU, dass du im Kampf für saubere Ozeane einen draufsetzt, indem du auf die Dopper Wave aufspringst und Wasserflaschen aus Einwegplastik aus deinem Leben verbannst. Und fordere von ihr, dass sie deinem Beispiel folgt.

Lass uns Wasserflaschen aus Einwegplastik gemeinsam aus den Top 10 Produkten werfen, die europäische Strände verschmutzen. Ein. Für. Allemal.

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